Geschrieben von Vivian Gläsel

Ich bin Physiotherapeutin seit 2014 und Gründerin von "Funktionelle Fußtherapie Vivian Gläsel". Ich bin Physio, Fußcoachin & Dozentin aus Leidenschaft und helfe Menschen, die Probleme mit ihren Füßen haben, zu einem aktiven und schmerzfreien Leben - ganz ohne Operation.
18. April 2022

Richtig gehen mit Barfußschuhen – vermeide diese Fehler

Kannst du in deinen Barfußschuhen richtig gehen, oder schmerzen deine Füße nach einer Weile?

Wenn du schon Barfußschuhe besitzt, oder dir welche kaufen möchtest, solltest du jetzt unbedingt weiterlesen. Es gibt nämlich beim Kauf sowie beim Tragen einiges zu beachten.

Barfußschuhe sind wie Trainingsgeräte für die Füße anzusehen. Im Gegensatz zu konventionellen Schuhen werden deine Füße hier sehr beansprucht (im positiven Sinne). Barfußschuhe helfen deine Haltung zu verbessern, dein Gleichgewicht zu stärken und die Muskulatur in deinen Füßen optimal zu nutzen. Sie haben unglaublich viele Vorteile für deine Gesundheit!

Aber Barfußschuhe sind kein Allheilmittel und nicht immer die richtige Wahl!

Ja, auch bei Barfußschuhen gibt es Unterschiede. Aber nicht nur der richtige Schuh ist ausschlaggebend, sondern auch wie du ihn nutzt. Nur so kannst du Muskelkater, Schmerzen usw. vermeiden. Daher ist es elementar, dass du den richtigen Schuh für dich gefunden hast.

Mich erreichen immer wieder Fragen von Menschen, die Probleme während oder nach dem Tragen von Barfußschuhen haben. Mit diesem Artikel möchte ich dich vor möglichen Schmerzen bewahren. Deshalb zeige ich dir heute die 5 häufigsten Fehler, die du unbedingt vermeiden solltest.

Los geht’s!

 

Richtig gehen in Barfußschuhen – vermeide diese Fehler

  1. Du steigst zu schnell um

Der Umstieg auf Barfußschuhe sollte langsam erfolgen!

Barfußschuhe sind wie Trainingsgeräte für deine Füße. Deshalb ist es wichtig, deinem Körper Zeit zu geben, sich daran zu gewöhnen.

Wenn deine Füße es nicht gewohnt sind, ohne Unterstützung oder ohne viel Dämpfung dein ganzes Körpergewicht zu tragen, dann solltest du dich langsam herantasten. Hast du bisher hauptsächlich konventionelle Schuhe getragen hast, sind es deine Füße schlicht nicht gewöhnt, ihre 33 Muskeln auch zu benutzen. Deshalb lass’ es langsam angehen! Deine Muskulatur in den Füßen braucht Zeit, um stärker zu werden. Ein kleines Beispiel dazu: Wenn du dich frisch im Fitnessstudio angemeldet hast, gehst du nicht an Tag eins hin, legst 100 Kilo auf die Hantelbank und stemmst sie 20-mal. Du hättest den Muskelkater deines Lebens!

 

Als Faustregel empfehle ich dir: Starte mit maximal 30 Minuten an Tag eins. Steigere diese Zeit langsam nach und nach (um 15-30 Minuten) in den ersten Wochen.

Das Wichtigste: Höre auf die Signale deines Körpers!

 

Bonustipp: Gehe erstmal komplett barfuß, wenn möglich auch draußen (auch hier gilt: Steigere deine Zeit langsam!). Der Barfußschuh hat zwar eine extrem dünne Sohle, er nimmt dir trotzdem einige Sinneseindrücke, die du spüren würdest, wenn du ganz barfuß wärst.

Wenn du ungeübt im Barfußgehen bist, verlangsamt sich automatisch dein Schritttempo, was in diesem Fall positiv ist. Barfuß oder in Barfußschuhen wirst du in der Regel achtsamer gehen, kürzere Schritte machen und besser drauf achten wie der Untergrund beschaffen ist. Auf rauem, hartem Asphalt wirst du anders gehen als auf einem weichen Waldboden. Es gibt große Unterschiede, zumindest wenn man auf eher natürlichem Untergrund unterwegs ist. Es ist wichtig, dass du das Spüren lernst, denn es macht dich sensibler für das Gehen in Barfußschuhen. Zum Barfußgehen kannst du hier einen Artikel lesen.

 

  1. Du gehst zu schnell

Ist deine Gangart zu flink (über 4,4 km/h), kann dein Fuß in der Regel nicht weich aufkommen. Deine Ferse wird bei jedem Schritt in den Boden gerammt. Das kann zu Schmerzen führen!

Kürze nicht nur die Distanz, sondern auch das Tempo. Als Faustregel empfehle ich hier, dass du ein langsames, gemütliches Spaziergeh-Tempo anstrebst. So machen es auch Naturvölker, die dauerhaft barfuß gehen. Sie haben hauptsächlich zwei Gangarten, in denen sie sich fortbewegen. Zum einen das langsame Gehen bis zu ungefähr 4,4 km/h. Zum anderen schnelleres Laufen. Sie wechseln ins sogenannte Jogging-Tempo. Aber Naturvölker machen das nicht mit Nike Air oder mit sonstigen Jogging Schuhen, sondern sie laufen im sogenannten Natural Running Laufstil, bei dem sich der Bewegungsablauf vom Joggen deutlich unterscheidet.

Damit du in deinen Barfußschuhen also richtig gehen kannst, versuche langsam zu gehen. Das hat den Nebeneffekt, dass du deine Schritte kürzer machst und dich vor Schmerzen schützt. Womit wir zum nächsten Punkt kommen:

 

  1. Deine Schritte sind zu groß

Passe deine Schritte, genau wie deine Geschwindigkeit, an die neuen Schuhe an. Dein Körper wird es dir danken!

Das Ziel ist, dass dein Schritt weniger schwunghaft ist. So kannst du mit weniger Stoßbelastung durch das Aufkommen auf deiner Ferse gehen. Das beeinflusst deinen gesamten Gangzyklus und ist viel angenehmer für deine Ferse. Aber nicht nur deine Ferse profitiert davon, sondern auch alle weiter oben liegenden Gelenke. Denn weniger Stoß bedeutet in diesem Fall weniger Stress für deine Gelenke und die umliegenden Gewebestrukturen.

 

  1. Du gönnst deinen Füßen keine Erholung

Deine Füße tragen dich in der Regel durch dein ganzes Leben. Jeden Tag und bei jedem einzelnen Schritt. Meistens bekommen sie nicht genug Pflege und Wertschätzung. Dabei ist das ein wichtiger Punkt, wenn du gesunde Füße behalten oder bekommen möchtest!

 

Sollte es doch mal zu viel gewesen sein für deine Füße, dann gönne dir am Abend eine schöne Massage, oder ein wohltuendes Fußbad mit Natron. Im Sommer kannst du es kühl und im Winter warm genießen.

Du kannst auch deine Füße mit einer Faszienrolle (alternativ einem Ball oder einer Flasche ausrollen), um deine Muskeln zu entspannen. Wichtig ist, dass du auf dein Gefühl hörst, was deine Füße gerade brauchen. Ist es eher Entspannung oder vielleicht sogar Training?

 

  1. Du orientierst dich beim Kauf an deiner regulären Schuhgröße

Das Ausmessen deiner Füße vor jedem (!) Schuhkauf ist das A und O! Wenn die Schuhe nicht optimal zu deinen Füßen und deiner Fußform passen, können sie ihren Zweck nicht vollständig erfüllen. Deshalb ist es so wichtig, dass du deine Füße immer richtig ausmisst und nicht einfach Größe 40 kaufst, weil du das schon immer so gemacht hast.

Wenn du in deinen Barfußschuhen richtig gehen und Schmerzen vermeiden möchtest, ist das einer der wichtigsten Punkte. Wenn dich das Thema „richtige Schuhgröße“ interessiert, findest du hier in unserem Schuh Guide Anleitung dafür.

 

 

So kannst du in deinen Barfußschuhen richtig gehen

 

Gute Barfußschuhe sind eine sehr gute Unterstützung für deine Füße! Sie können Schmerzen verringern, und schützen deine Füße, wenn du nicht barfuß sein kannst. Dadurch muss dein gesamter Körper viel mehr arbeiten und wird besser trainiert als in konventionellen Schuhen.

Doch nicht immer sind Barfußschuhe gleich das richtige Mittel der Wahl. Hast du sehr akute Schmerzen oder eine starke Einschränkung deiner Lebensqualität, kann ein Kompromiss sinnvoll sein. Es gibt Schuhe, mit einer breiten Zehenbox, einer minimalen (oder gar keiner Sprengung), die deinem Fuß bereits viel Freiheit geben und ihn auch fordern, aber z.B. über eine dickere Sohle noch mehr Dämpfung liefern.

Denn Schuhe sollten deine Füße nicht überfordern, oder bereits vorhandene Schmerzen verschlimmern. Wenn du beispielsweise 8 Stunden an der Arbeit verbringst, ist das nicht nur für dich ein langer Arbeitstag, sondern auch für deine Füße, sofern sie den ganzen Tag in den (neuen) Barfußschuhen verbringen. Gewöhne dich langsam in deiner Freizeit an die neuen Barfußschuhe und trage sie erst dann auch während der Arbeit. Nimm deine wohlbekannten, eingelaufenen konventionellen Schuhe, an die sich deine Füße gewöhnt haben, mit. Dann hast du die Möglichkeit, nach 2-3 Stunden zu wechseln. Das kann eine große Entlastung sein und ein guter Kompromiss für den Start.

Deine Füße waren wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang in konventionellen Schuhen eingesperrt. In den meisten Fällen ist es gut, wenn die vernachlässigte Muskulatur Training bekommt. Wenn die Zehen sich besser bewegen können, nachdem sie jahrelang in engen Schuhen gesteckt haben, und deine Füße lernen ihre eigentliche Aufgabe zu erfüllen.

Du willst ja schließlich, dass sie dich noch viele weitere Jahre tragen, oder? Ich kann dir von ganzem Herzen empfehlen, deine Füße zu trainieren. Wie das geht, zeigen mein Team und ich dir in meinen Kursen.

Hat dir der Artikel weitergeholfen, oder hast du noch Fragen? Dann hinterlasse gerne einen Kommentar. Ich freue mich auf den Austausch!

 

Viele Grüße an die Füße,

Vivian Gläsel

Update Blogartikel am 20.3.2024

 

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