Geschrieben von Vivi Barfuss

Hi, ich bin Vivi Barfuß - Physiotherapeutin und Barfußcoach aus Leidenschaft. Ich helfe Menschen, die Probleme mit ihren Füßen haben zu einem aktiveren und schmerzfreien Leben - ganz ohne Operation.
26. Mai 2021

Schneiderballen – Ursachen, Tipps & Übungen für dich

Den Schneiderballen könnte man als Geschwisterchen des Hallux valgus bezeichnen, denn er befindet sich genau auf der anderen Seite des Fußes. Der Hallux valgus entsteht am Grundgelenk der Großzehe, der Schneiderballen hingegen am Grundgelenk des kleinen Zehs.

Der Überlieferung nach heißt es, dass der Schneiderballen seinen Namen von der Berufsgruppe der Schneider:innen bekommen hat. Diese saßen früher häufig im Schneidersitz auf dem Boden, was Druck auf den entsprechenden Bereich brachte. Das sollte einer der Gründe für die Entstehung sein.

Was wirklich dahinter steckt und wie du einem Schneiderballen entgegenwirken kannst, zeige ich dir in diesem Artikel.

 

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Was ist ein Schneiderballen?

Ein Schneiderballen, auch Bunionette genannt, ist eine Vorwölbung des 5. Mittelfußköpfchens. Wie schon gesagt, ähnelt es einem Hallux valgus. Der kleine Zeh kann dabei mehr oder weniger stark nach innen geneigt sein, sodass nach außen hin ein Überbein entsteht. Der Fuß verbreitert sich somit zur Außenseite hin.

Woher weißt du, ob du einen Schneiderballen hast?

Symptome des Schneiderballens

Oft ist Beispiel Schneiderballenes so, dass du zunächst gar keine Symptome spürst. Schmerzen und Beschwerden kommen oft erst, wenn deine Füße und der entstehende oder bestehende Schneiderballen durch deine Schuhe eingeengt werden und so

mit noch mehr Druck auf die Stelle ausgeübt wird. Wenn das zweite Stadium erreicht ist, kann der Schneiderballen sehr weh tun. Wenn dieser sehr ausgeprägt ist, kann sich der kleine Zeh weit in Richtung des vierten Zehs verschieben. Dort können also auch Druckstellen entstehen.
Ein Schneiderballen kann sehr unangenehm werden.
Damit du weißt, wie du ihm vorbeugen kannst, ist es wichtig zu verstehen, wie er überhaupt entsteht.

Mögliche Ursachen des Schneiderballens

Es gibt verschiedene Gründe, die zu einem Schneiderballen führen können:

  • In seltenen Fällen ist er angeboren
  • Spreizfuß
    Eine der häufigsten Ursachen, ist der sogenannte Spreizfuß. Beim Spreizfuß ist das Fußgewölbe abgesenkt, was verschiedene Fehlstellungen begünstigt, wie u.a. den Schneiderballen.
    Meiner Meinung nach entsteht er, weil wir unsere Füße nicht mehr in ihrer natürlichen Funktion nutzen und zu oft und zu lange Schuhe mit Absätzen tragen. Die meisten Schuhe haben kleine Absätze, die wir manchmal gar nicht sehen, da sie im Inneren der Sohle liegen. Auch Kinderschuhe sind schon damit ausgestattet, weshalb wir quasi unser ganzes Leben in Schuhen verbringen, die unseren Füßen nicht gut tun. Denn durch den Absatz ist die Ferse immer ein wenig erhöht, was die Gewichtsverteilung auf dem Fuß beeinflusst. Lagert zu viel Gewicht auf dem Vorfuß, kann das einen Spreizfuß begünstigen. Aber auch zu viel Gewicht auf dem Rückfuß oder der Ferse können zu Überlastung führen.
    Ein Spreizfuß verstärkt sich über die Jahre, weshalb auch ein Schneiderballen und andere Fehlstellungen erst mit der Zeit entstehen.
  • Wanderndes Grundgelenk
    Wenn das Grundgelenk des kleinen Zehs nach außen wandert und zusätzlich Druck durch zu enge Schuhe bekommt, kann das zur Entwicklung des ausgeprägten Überbeins und Schmerzen beitragen.

So kannst du den Schneiderballen behandeln

Einen Schneiderballen kann man konservativ oder operativ behandeln. Wenn du mich schon länger kennst und meine Tipps verfolgst, weißt du sicher, dass ich Team “Trainieren statt Operieren” bin.
Damit du also aktiv ins Tun kommst und schon heute etwas für deine Fußgesundheit tun kannst, habe ich hier einige Tipps für dich, die bei einem Schneiderballen helfen können.

  1. Trage Barfußschuhe / Gehe barfuß
    Ich bin ein riesen Fan von Barfußschuhen, weil sie unglaublich viele Vorteile für unsere Füße haben. Wenn das für dich nicht in Frage kommt, empfehle ich dir zumindest Schuhe zu tragen, die keine Absätze haben.
    Am besten ist es natürlich regelmäßig barfuß zu gehen und verschiedene Untergründe zu erkunden, damit die Muskulatur deiner Füße wieder genutzt wird. Wie du damit startest, zeige ich dir in diesem Artikel.
  2. Trainiere deine Füße
    Am Fuß gibt es Muskeln, die du trainieren kannst. Es geht zwar nicht, sie alle einzeln anzusteuern, trotzdem kannst du sie stärken um deinen Spreizfuß zu verbessern und somit auch dem Schneiderballen entgegen zu wirken.
    Ein gutes Beispiel hierfür, ist das Wackeln mit den Ohren. Erinnere dich mal daran zurück, als du zum ersten Mal mit den Ohren wackeln wolltest. Bei den meisten Menschen klappt das nicht sofort. Wahrscheinlich hast du dir gedacht: “Wie soll das denn gehen?!” Ganz ähnlich ist es, wenn du die Muskulatur deiner Füße und deine Zehen nach Jahren wieder ansteuern möchtest. Zuerst weiß dein Körper nicht genau was zu tun ist, aber du kannst es auf jeden Fall wieder lernen, wenn du dran bleibst.  Ein wichtiger Teil ist also die Muskulatur zu aktivieren. Dabei geht es nicht nur um die Muskeln vom kleinen Zeh selbst, sondern auch die Muskulatur, die dem Spreizfuß entgegenwirkt.

Übungen zur passiven Mobilisation des Schneiderballens

  • Geckozehen
    Die Geckozehen sind eine meiner liebsten Übungen. Hierbei versuchst du, mit allen Zehen außer der großen Zehe, kleine Treppchen zu formen. Deine Zehen saugen sich sozusagen wie bei einem Gecko am Boden fest. Achtung: Festsaugen bedeutet nicht krallen!
    GeckozehenMit dieser Übung aktivierst du die Beugemuskulatur deiner Füße. Das ist ein super Training um dein Quergewölbe zu aktivieren und Schmerzen zu vermindern.
  • Kleinzeh ansteuern
    Falls du die Muskeln deines kleinen Zehs noch nicht ansteuern kannst um ihn abzuspreizen, kannst du ihn zuerst passiv mobilisieren. Das heißt, du nimmst deine Finger und bewegst den kleinen Zeh ein bisschen durch und massierst ihn. Damit signalisierst du deinem Gehirn, dass an dieser Stelle des Körpers nun etwas passiert.
  • Verschränke Zehen und Finger
    Du kannst versuchen, mit jedem Finger in einen Zwischenraum deiner Zehen zu gehen, als würdest du eine Hand und einen Fuß miteinander verschränken. Bewege jetzt deine Hand langsam in kreisenden Bewegungen, um deine Muskulatur zu mobilisieren.

Übungen zur aktiven Mobilisation des Schneiderballens

  • Kleinzeh abspreizen
    Im nächsten Schritt versuche, deinen kleinen Zeh von den anderen Zehen nach außen hin abzuspreizen. Der Muskel, den du dazu nutzt, liegt außen an der Fußkante. Du kannst ihn streichen, klopfen, pieksen, reiben usw., falls sich dein Zeh nicht von alleine nach außen bewegt. Das hilft deinem Gehirn, diesen Zeh besser ansteuern zu können.
    Alternativ kannst du alle Zehen nach oben heben und nun versuchen, den kleinen Zeh abzuspreizen. Es ist egal, ob du stehst, sitzt, oder ob dein Fuß in der Luft ist.
    Es ist bei jedem Menschen unterschiedlich, was am besten funktioniert, und wie so viel Spannung im Körper erzeugt wird, dass sich dieser Muskel wieder ansteuern lässt. Auch wenn es erstmal nicht funktioniert, lohnt es sich, dranzubleiben!
    Es gibt ganz viele Teilnehmer:innen in meinen Kursen, die viele Wochen lang solche Dinge versuchen und regelmäßig üben, bis es endlich klappt. Hard work pays off, denn dein Gehirn lernt durch Wiederholungen.
  • Stifte-Übung
    Wenn es nicht funktioniert den Zeh abzuspreizen, obwohl du viel Vorarbeit – wie oben beschrieben – geleistet hast, nehme dir ein optisches Ziel zu dem du deinen kleinen Zeh hin bewegst. Ich nenne diese Übung „Stifte-Übung“. Du kannst sie aber auch mit jedem anderen Gegenstand machen oder dir eine Fuge auf dem Boden aussuchen.
    Stelle dich hin und positioniere den Stift oder die Fuge parallel zu deinem Fuß. Versuche nun alle Zehen hochzuziehen und dann deinen kleinen Zeh abzuspreizen. Jetzt bewegst du ihn in Richtung des Stifts oder der Fuge. Manchmal kann es helfen, sich ein optisches Ziel zu setzen. Besonders dann, wenn du diesen Muskel jahrelang nicht angesteuert hast.

Bonus-Tipp bei Schneiderballen

  • Trage die richtigen Schuhe
    Wie oben schon gesagt, können Schuhe, die zu eng sind, einen Schneiderballen begünstigen. Dein Fuß braucht Platz im Schuh! Deshalb ist es super wichtig, dass du die richtigen Schuhe für deine Fußform und auch entsprechend die richtige Größe auswählst. Du solltest deine Schuhe vor jedem Schuhkauf ausmessen, denn nicht nur Kinderfüße, sondern auch die von uns Erwachsenen verändern sich immer noch mit der Zeit. Einen Artikel über die richtige Schuhgröße und worauf du beim Kauf achten solltest findest du hier. Wenn du dir nicht sicher bist, wie du deine Füße korrekt ausmessen kannst, dann kannst du dir hier mein kostenfreies PDF zum Füße messen herunterladen.Wenn du einen Schneiderballen hast, solltest du auch bei Sandalen darauf achten, dass die Riemchen an den richtigen Stellen über deine Füße verlaufen. Bestenfalls nicht über den Schneiderballen drüber, sondern daran vorbei. Außerdem empfehle ich, dass Sandalen ein Riemchen an der Ferse haben, damit der Schuh schön fest am Fuß sitzt und deine Zehen beim Gehen nicht krallen müssen, um den Schuh festzuhalten.

Wie du siehst, kannst du selbst aktiv einiges tun, um deine Füße zu stärken, deine Muskulatur aufzubauen und sie mit den richtigen Schuhen zu unterstützen. Ich hoffe, der Artikel hat dir geholfen, zu verstehen, was hinter dem Schneiderballen steckt und was du langfristig tun kannst.
Wenn du dir dabei Begleitung wünschst, findest du hier alle Infos über meine aktuellen Kurse. Mein Team und ich freuen uns auf dich!

Für mehr Tipps und Tricks folge mir auf Instagram und komm in meine kostenfreie Facebookgruppe, um dich auszutauschen.
Wenn du noch Fragen oder Anregungen hast, hinterlasse mir gerne einen Kommentar.

Viele Grüße an die Füße,
Vivi

 

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8 Kommentare

  1. Der erste Superartikel, den ich in dieser Ausführlichkeit im Internet gefunden habe. Dafür bedanke ich mich sehr.

    Antworten
    • Hallo Iris,

      vielen vielen Dank für das Kompliment! Wenn du noch weiterführende Fragen hast, melde dich gerne bei uns unter mail@vivibarfuss.com.

      Liebe Grüße an die Füße, Luana – Team Vivi Barfuß

      Antworten
  2. Danke für die Infos! Ich habe den Schneiderballen leider schon angeboren bekommen und das nicht zu wenig (kleiner Zeh im 90° Winkel abgeknickt laut sehr vielen Röntgen seit früher Kindheit), gelten die Infos hier dann auch? Hatte bereits viele Jahre Physio, richtige Schuhe etc., heißt das für mich dann wirklich (wie mehrere Ärzt*innen mir erzählt haben), dass ich um eine OP nicht herum komme, um den Leidensdruck zu lindern? Will es nicht wahrhaben

    Antworten
  3. Hallo Vivi!
    Meine kleine Tochter ist nun 1 Jahr und läuft seit 4 Monaten allein. Derzeit hat sie Schuhgröße 22/23 und ich würde sie für den Winter ungern in normale Socken stecken in ihre Barfußschuhe. Da diese Größe jedoch kein Zehensockenhersteller verkauft, meine Frage: Darf ich ihr überhaupt schon welche anziehen? Ich würde sie dann selbst stricken. Liebe Grüße

    Antworten
    • Hallo Sarah, grundsätzlich spricht nichts gegen normale Socken, sofern diese gut passen und den Fuß nicht einengen. Schau dir bei den Kindersocken einfach die Strickung am Vorfuß an und achte darauf, dass der Großzeh ausreichend Platz hat. Wie bei allem gilt: die Dosis macht das Gift, hin und wieder Socken tragen (die gut passen) und dann eben auch wieder viel barfuß laufen lassen…

      Liebe Grüße an dich und deine Tochter, Luana – Team Vivi Barfuß

      Antworten
  4. Hallo, ich trage seit zweieinhalb Jahren Barfußschuhe, habe vorher konventionelle Schuhe getragen aber selten mit Absatz. Seit ungefähr einem Vierteljahr habe ich zunehmend scherzen im Fuß, von der Beschreibung her passt es zu dem Schneiderballen. Kann sich sowas trotz Barfußschuhen entwickeln?

    Antworten
    • Hi Caro,

      sowas kann tatsächlich sein. Auch wenn du keinen Absatz getragen hast, so haben konventionelle Schuhe immer eine eingebaute Sprengung und sind zudem im Bereich des Vorfußes viel zu schmal. Hast du definitiv 100% passende Barfußschuhe? Schaue gerne noch einmal in unserem Barfußschuh-Guide, ob deine Barfußschuhe und deine Füße zusammen passen. Bei weiteren Fragen melde dich gerne bei mir unter mail@vivibarfuss.com.

      Liebe Grüße an die Füße, Luana – Team Vivi Barfuß

      Antworten
    • Hi
      Das ist bei mir auch so. Habe mittlerweile sogar schon vier paar Barfußschuhe. Aber seit kurzem ein Problem mit dem Schneiderballen. Die Schuhe sind gut aber haben wohl nicht verhindert, dass mein Senkspreizfuß schlimmer wird und sich der Schneiderballen bildet. Orthopäde hat Einlagen befohlen, bevor es zu schlimm wird und ich eine OP brauche

      Antworten

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